Give me Five, Herr Bundespräsident

Joachim Gauck zu Besuch an der THS – Ein Überblick

Überall Polizeikontrollen, Maschinenpistolen im Anschlag –
höchste Sicherheitsstufe für den Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck (76) in Offenbach.

Fröhlich begrüßt der Bundespräsiden die Jugendlichen. Das erste Mal seit 35 Jahren, das ein Bundespräsident in die 130 000-Einwohner-
Stadt kommt – seit Karl Carstens‘ Besuch 1981.
Jubel bei Hunderten Schülern, als Motorrad-Eskorte und Security mit Blaulicht vorfahren. Gauck klettert aus dem 7er-BMW, klatscht mit den Schülern ab – Gejohle, Begeisterung.

Das Thema: Integration

50 Prozent der Offenbacher haben ausländische Wurzeln. Über das Miteinander von Einheimischen und Zugewanderten diskutiert der Bundespräsident mit Jugendlichen aus drei Schulen.

Gauck und Lebensgefährtin Daniela Schadt (56) erfahren, dass die Schüler in
Offenbach angstfrei ihre Kultur leben können, gut und schnell Deutsch lernen. Intensivklassen, Sport, Theater, Musik – die OF-Schulen bieten jede Menge kulturübergreifende Projekte, um Integration zu ermöglichen. Gauck zeigt sich beeindruckt: „Ich bin überrascht, wie gut ihr drauf seid. Ich bin stolz auf euch!“

Dann sprach Gauck vor 140 geladenen Gästen. „Einwanderung bringt immer Probleme mit sich, ist langer Prozess, der Jahre, manchmal Generationen dauert“, sagte der Bundespräsident. „Nicht die Herkunft zählt, sondern die Haltung!“ Die Trennlinie verlaufe für ihn nicht zwischen Kulturen, sondern „zwischen Demokraten und Nicht-Demokraten.“

Zur Erinnerung an ihren Besuch in Offenbach haben Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt literarische und kulinarische Gastgeschenk erhalten. Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD) überreichte Gauck einen seltenen Nachdruck von Georg Büchners „Der Hessische Landbote”. Das Original der Streitschrift wurde 1834 heimlich in Offenbach gedruckt. Außerdem bekam Gauck das Buch „Länderboten”. Darin schildern Menschen aus mehr als 100 Ländern ihr Leben und ihre Erfahrungen mit dem Zusammenleben in Offenbach.

Daniela Schadt bekam zusätzlich zum obligatorischen Blumenstrauß ein
Päckchen Pfeffernüsse – verbunden mit einem Sicherheitshinweis von OB
Schneider: „Vorsicht, Plombenzieher”.

Von: Sönke Schulenburg 29.11.2016 – 14:36 Uhr

Thema Integration: 
Gauck spricht in Offenbach mit Schülern Bundespräsident Gauck in Offenbach

„Einwanderung ist beides: Bereicherung und Belastung“

Bundespräsident Gauck ist am Vormittag begeistert in Offenbach empfangen worden. Mit Schülern diskutierte er über das Thema Integration. „Alte und neue Deutsche“ müssten mehr miteinander reden, forderte er.

Die „höchste Anerkennung, die Offenbach für jahrzehntelange Integrationsbemühungen erhalten hat“, nannte Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD) den Besuch von Joachim Gauck am Dienstag. Rund 400 Schüler empfingen den Bundespräsidenten am Vormittag
jubelnd vor der Theodor-Heuss-Schule. Gauck sprach mit einigen von ihnen über das Thema „Zusammenleben in Deutschland“.

Offenbach sei „gezielt wegen der hier gemachten Erfahrungen ausgewählt“ worden, sagte Gauck. „Es gibt wohl kaum eine Stadt, in der es passender wäre, über das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten zu sprechen.“ An den Schulen lernen Jugendliche aus 50 verschiedenen Nationen, insgesamt hat Offenbach den höchsten Ausländer- und Migrantenanteil in Deutschland.

„Bereicherung und Belastung“

Gauck sagte in seiner Rede, die Menschen an der Spitze des Staates wüssten diese Integrationsbemühungen zu honorieren. „Sie haben Verbündete.“ Denn Migration und Integration blieben herausfordernde Themen, schon allein durch die Flüchtlinge, die zuletzt nach Deutschland kamen. „Einwanderung ist immer beides: Bereicherung
und Belastung. Vor allem aber ist sie ein langer Prozess.“ Wichtig sei für die aufnehmende Gesellschaft, nicht zu dulden, „dass sich Leitbilder halten, die unseren Grundsätzen zuwider laufen“.

Voraussetzung für die Einwanderer sei, Teil der Gesellschaft werden zu wollen: „Es hängt vom Willen jedes Einwanderers ab.“ Der Staat könne nur die Bedingungen für Integration schaffen. Bisher finde das Leben zu vieler Einwanderer noch abseits des Lebens der
Mehrheitsgesellschaft statt.

Insgesamt, so Gauck, sollten „alte und neue Deutsche mehr miteinander reden“. Denn die „entscheidende Trennlinie“ verlaufe in Deutschland nicht zwischen alten und neuen Deutschen, „die entscheidende Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nicht-
Demokraten, zwischen jenen, die eine offene, demokratische Gesellschaft verteidigen wollen und werden, und jenen, die die Meinungsfreiheit nur ausnutzen, um Zwietracht, Hass und Gewalt zu säen“. Nicht die Herkunft zähle, sondern die Haltung.

Schon vor dem Gauck-Besuch hatte Oberbürgermeister Schneider im Gespräch mit hessenschau.de erklärt, Offenbach habe in Sachen Integration große Fortschritte gemacht, etwa wenn es darum gehe, Kindern von Migranten die deutsche Sprache zu vermitteln. Allerdings sei es wichtig, dass die Menschen nach der gelungenen Integration in Offenbach bleiben und nicht direkt wieder weiterziehen.

Veröffentlicht am 29.11.16 Quelle: dpa/lhe, hessenschau.de

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