Individualfeedback/Kollegiale Beratung

Individualfeedback und individuelle Qualitätsentwicklung als Teil des Qualitätsmanagements

Seit 2008 ist Stefan Falcione für den Bereich Individualfeedback/Kollegiales Feedback an unserer Schule verantwortlich, da er Handlungsfeldleiter für den Bereich Qualitätsentwicklung im Rahmen des Modellprojekts „Selbstverantwortung plus“ (SV+) war, an dem die THS als eine von 17 Schulen in Hessen von 2005 – 2011 teilnahm. Dieser Bereich ist ein zentraler Bereich der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung. Gemeinsam mit dem Kollegen Wilhelm Guth bietet er seit 2008 schulinterne Workshops, Fortbildungen bzw. seit 2010 Fortbildungsreihen zum Thema Individualfeedback/Kollegiales Feedback an, um dieses Verfahren nachhaltig im Kollegium zu etablieren.

Diese Veranstaltungen waren alle sehr gut besucht, was auch ein Grund dafür sein dürfte, dass die THS bei der letzten Metaevaluation in diesem Bereich relativ gute Ergebnisse erzielen konnte.

Das Individualfeedback wird von einer großen Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen aktiv gelebt.

Fortbildungsveranstaltungen zum Individualfeedback/Kollegialen Feedback wurden am 27.06.2007, 28.09.2010, 19.09.2012, 02.07.2014, 17.01.2017 und am 21.08.2019 durchgeführt.

2007 waren 19 Teilnehmer/innen angemeldet. Diese Fortbildung war eines von mehreren Modulen am Pädagogischen Tag im Rahmen der Entscheidung über die Teilnahme der THS an SV+.

In den Jahren 2010 bis 2019 nahmen durchschnittlich 40 Kolleg/innen an den Fortbildungen teil, die sich jeweils über einen Zeitraum von 5 Vollzeitstunden erstreckten. Inhaltlich wurde an die Erfahrungen der Teilnehmer/innen angeknüpft, Fachgruppen hatten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit dem Lehrer/innen-Schüler/innen-Feedback (L-S-Feedback) darzustellen und Optimierungspotenziale zu diskutieren.

Die Moderatoren Stefan Falcione und Willi Guth stellten verschiedene L-S-Feedbackbögen vor; die Voraussetzungen und die Regeln im Umgang mit dem Einsatz der Bögen wurden geklärt (siehe Homepagebereich: Dokumente für das Individualfeedback).

Auch das Programm „Grafstat“, mit dem eigene Feedbackbögen erstellt werden können, wurde vorgestellt. Dieses Programm wurde besonders für die Rückmeldungen an die Schülerinnen und Schüler genutzt, da die Ergebnisse grafisch aufbereitet werden können.

Die Lehrkräfte haben somit ein Instrument, um die Rückmeldungen anschaulich zu präsentieren und sie mit den Lernenden zu besprechen.

Zum Konzept der Umsetzung des L-S-Feedbacks (Lehrer/innen-Schüler/innen-Feedback) unter Berücksichtigung der partizipativen Schulkultur bzw. des Kulturleitbilds an der THS

Unsere Lehrkräfte haben sich im Rahmen einer Gesamtkonferenz 2014 – ausgehend von einer Vereinbarung mit dem Staatlichen Schulamt Offenbach (SSA) und der Selbstverpflichtung im Rahmen des damaligen Modellprojekts „Selbstverantwortung plus“ (SV+)- dazu verpflichtet, mindestens zweimal im Schuljahr in ihren Klassen ein L-S-Feedback durchzuführen.

Grundsätzlich ist bei der Umsetzung die Kultur der Theodor-Heuss-Schule zu berücksichtigen. Diese ist partizipativ und grundsätzlich demokratisch, weshalb wir nach dem Qualitätskriterium Bottom-up verfahren. Dies bedeutet, dass jede Lehrkraft eigenverantwortlich über die Durchführung des L-S-Feedbacks in ihren Lerngruppen entscheidet.

Die Kultur der Überzeugung ist für uns wesentlich, da das Top-down-Prinzip von großen Teilen des Kollegiums abgelehnt wird (siehe Kulturleitbild der Theodor-Heuss-Schule).

Das L-S-Feedback an der THS ist deshalb durch eine Entwicklungsbewegung von unten nach oben gekennzeichnet: Kolleg/innen haben sich in die Thematik eingearbeitet und diese im Multiplikatorenverfahren an der Schule verbreitet. Das Vertrauen in den Sinn und die Chancen dieses Instrumentes wird seitens der Schulleitung im Hinblick auf die erwartete praktische Umsetzung im Unterricht und die Feedbackkultur von Unterricht geteilt.

Stefan Falcione und Wilhelm Guth haben in den vergangenen Fortbildungen ihren Schwerpunkt auf die Rückmeldungen des Lehrer-Schülerfeedbacks und auf die verschiedenen Gefäße aus dem PUQE-Modell (Persönliche unterrichtsbezogene Qualitätsentwicklung) als Teil des Qualitätsmanagements gelegt. Das wurde notwendig, da deutlich wurde, dass nicht alle Lehrkräfte eine Rückmeldung zum eingeholten Feedback an die Lernenden gaben. Folglich wurden in den folgenden Fortbildungen verschiedene Rückmeldeverfahren in den Mittelpunkt gestellt und die Vorteile des Austausches mit den Lernenden thematisiert. Kolleginnen und Kollegen haben dabei ihre positiven Erfahrungen mit ihren an die Schüler gegebenen Rückmeldungen vorgestellt.

Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz des L-S-Feedbacks

Das Instrument des L-S-Feedbacks macht nur Sinn, wenn die Lehrkräfte es als hilfreich erachten, sich auch auf ihre „blinden Flecken“ hinweisen lassen zu wollen.

Die angebotenen Fortbildungen, die nicht nur für die neuen Lehrkräfte gedacht sind, sondern auch stets von vielen erfahrenen Lehrkräften besucht werden, sind ein Beispiel und ein Baustein für das Konzept und die Kultur der Überzeugung.

Es ist wichtig, dass alle Lehrkräfte sich mithilfe des L-S-Feedbacks mit der Lerngruppe über ihr eigenes Handeln, die Lernatmosphäre und über die Unterrichtsqualität austauschen bzw. diese reflektieren und miteinander darüber nachdenken, ob und was verbessert werden kann, damit alle Beteiligten ein bestmögliches Lernklima vorfinden.

Insofern ist das L-S-Feedback ein Instrument zur individuellen Qualitätsentwicklung und dokumentiert die Bereitschaft der Lehrkräfte, sich stetig reflektieren zu wollen und alles dafür zu tun, optimale Lernbedingungen zu generieren bzw. zu arrangieren.

Die Datenhoheit liegt bei den Beteiligten, also den Lehrkräften. Die Ziele des L-S-Feedbacks werden zu Beginn der Durchführung mit den Lernenden geklärt. Es erfolgt nach vereinbarten Verfahrensregeln zwischen den Lehrenden und Lernenden:

  • Das Feedback erfolgt datengestützt und anonym.
  • Das Gespräch wird offen geführt.
  • Es darf nicht persönlichkeitsverletzend sein.
  • Die Rückmeldungen erfolgen ohne Rechtfertigung. Positives wird hervorgehoben.
  • Kritisches wird nicht verschwiegen.
  • Persönliche Bemerkungen sollten als „Ich-Botschaften“ formuliert werden.
  • Die Rückmeldung der Lehrkraft zu den Antworten der Schülerinnen und Schüler geschieht zeitnah.

Alle Hinweise, Tipps, Regeln und Instrumente sowie viele Bögen zum Individualfeedback sind im entsprechenden Homepagebereich eingestellt.

Durchführung des L-S-Feedbacks an der Theodor-Heuss-Schule

Die Schulleitung erinnert zweimal im Schuljahr über den Halbjahresterminplan an das L-S-Feedback und thematisiert das Feedback im Rahmen der Mitarbeitergespräche. Des Weiteren wird eine Liste mit allen Klassenbezeichnungen ausgehängt, in der sich alle Kolleginnen und Kollegen eintragen, um zu verhindern, dass Lerngruppen innerhalb der Feedbackwoche sehr häufig befragt werden. Des Weiteren tragen die Lehrkräfte das L-S-Feedback in die Kurslisten bzw. Klassenbücher ein.

Mit Hinweisen in Plakatform wie zum Beispiel Heute schon gefeedbackt? wird das Kollegium kurz vor der Feedbackwoche vom Verantwortlichen für das Individualfeedback, Stefan Falcione, an die Durchführung erinnert, um die Feedbackkultur nachhaltig zu stärken. Diese Plakate werden in allen Lehrerzimmern an der Eingangstür sowie an allen zentralen Bereichen, wo sich die Lehrkräfte oft befinden, angebracht.

Dieses Verfahren zur Sensibilisierung und Erinnerung vom Kollegium sehr geschätzt.

Auch die Verschränkung von Individualfeedback und Kulturleitbild sowie der Hinweis auf die Kultur des Individualfeedbacks auf den Hinweisen zum Konflikt- und Beschwerdemanagement trägt dazu bei, dass die kontinuierliche Anwendung des L-S-Feedbacks an der Theodor-Heuss-Schule nachhaltig gewährleistet ist.

Dabei setzt die Schule auf Freiwilligkeit und darauf, dass möglichst viele Lehrkräfte dieses Instrument aus Überzeugung einsetzen und nicht, weil sie es müssen. Es erscheint wenig sinnvoll, zum Beispiel eine Feedbackquote von 100% anzustreben, wenn dann ein Teil der Lehrkräfte dieses nur anwendet, da sie es muss bzw. damit die anvisierte Quote erreicht wird. Eine Quote von 70% ist dabei eine Maßgabe, welche nicht unterschritten werden sollte.

Erfahrungen mit dem Instrument des „Kollegialen Feedbacks“ im Bereich der Unterrichtshospitationen in Dreierteams

Die Situation war und ist in Bezug auf dieses Instrument anders. Unterrichtshospitationen in Dreierteams wurden von einer sehr großen Mehrheit des Kollegiums als nicht hilfreich für die persönliche unterrichtsbezogene Qualitätsentwicklung empfunden. Im Gegensatz zur postulierten Annahme aus der Theorie zum Kollegialen Feedback, dass Lehrkräfte die “Experten“ seien, um den Unterricht einer Kollegin/eines Kollegen „feedbacken“ zu können, wurde und wird diese Meinung von einer großen Mehrheit der Lehrkräfte nicht geteilt. Diese Auffassung wurde und wird noch immer von einer großen Mehrheit eher als Euphemismus gedeutet bzw. als punktuelle Weiterführung des Daseins als Lehrer im Vorbereitungsdienst abgelehnt. Diese dort gesammelten Erfahrungen scheinen primär negativ besetzt zu sein, was ein Grund dafür sein könnte, dass die Möglichkeit der Unterrichtshospitation an der THS nicht genutzt wurde. Insgesamt ist dieses Instrument auch formal „sperrig“, da die sich im Unterricht zu besuchenden Teams in den Stundenplan zu integrieren wären, was wiederum dazu führen würde, dass regulärer Unterricht ausfallen oder die Unterrichtsbesuche in den Nachmittag verlegt werden müssten, da mindestens drei Lehrkräfte an dem Verfahren beteiligt wären. Das müsste von den betroffenen Lehrkräften „on top“ außerhalb ihrer Unterrichtsverpflichtungen geleistet werden. An dieser Situation konnten auch zahlreiche interne und externe Fortbildungen nichts ändern.

Dreierteams, die nach unseren internen Fortbildungen entstanden, lösten sich schnell wieder auf. Mit dieser Erfahrung ist unsere Schule allerdings nicht alleine. Der Nutzen des Verfahrens ist nicht vermittelbar, da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Ertrag steht.

Kollegiales Feedback wird an der THS dennoch auf verschiedenen Ebenen umgesetzt. Wir wollen möglichst alle Lehrkräfte über die verschiedenen Formate im Sinne des PUQE-Modells dazu anzuregen, den kollegialen Austausch als Möglichkeit der persönlichen Professionalisierung zu nutzen.

Instrumente und Anwendungssituationen des „Kollegialen Feedbacks“ an der Theodor-Heuss-Schule

 

1. Dauerhaftes Teamteaching nach dem Offenen Raumkonzept (ORK) 

in Bereich, in welchem Kollegiales Feedback nach der Definition für die persönliche unterrichtsbezogene Qualitätsentwicklung an unserer Schule systemimmanent und kontinuierlich umgesetzt wird, ist der Unterricht, der nach dem Offenen Raumkonzept (ORK) gestaltet ist.

Davon sind drei Schulformen betroffen.

 

a) Das Offene Raumkonzept (ORK) in der Berufsschule (Einzelhandel)

Der Unterricht im Einzelhandel wird hinter dem Lehrerzimmer im ersten Stockwerk des Erweiterungsbaus nach dem „Staffelstabprinzip“ im Offenen Raum organisiert. Dort werden zwei Klassen, häufig zwei Parallelklassen, gemeinsam unterrichtet und der Unterricht wie mit einem Staffelstab an die nachfolgenden Lehrkräfte weitergegeben.

Dies evoziert eine permanente Notwendigkeit für die Zusammenarbeit der Lehrkräfte untereinander. Sie müssen den Unterricht gemeinsam planen, durchführen und evaluieren.

Auch ist es notwendig, dauerhaft neue Lehrkräfte einzubeziehen und sie auf diese Form des Unterrichts vorzubereiten und von ihnen im Gegenzug neue Impulse zu erhalten. Insofern ist eine dauerhafte Kooperation der Lehrkräfte bezogen auf Planung, Gestaltung und Evaluation von Unterricht, bedingt durch die baulichen Gegebenheiten, Voraussetzung für erfolgreichen Unterricht.

 

b) Umsetzung des Offenen Raumkonzeptes in der Fachoberschule

Auch die Schulform Fachoberschule (FOS) mit dem Schwerpunkt Gesundheit erteilt Unterricht in den Offenen Räumen nach dem Offenen Raumkonzept. Hier werden ebenfalls zwei Klassen gemeinsam nach dem Staffelstabprinzip von zwei Lehrkräften unterrichtet. Diese Form des Unterrichts muss von den Lehrkräften der betroffenen Klassen gemeinsam geplant, organisiert, durchgeführt und bewertet werden. Dazu sind weitgehende Absprachen und das Einhalten von Regeln und Verhalten gegenüber den Schülerinnen und Schülern notwendige Voraussetzungen. Auch wenn die jeweiligen Fächer und Fachlehrkräfte unterschiedlich intensiv einbezogen werden, müssen sich die Lehrkräfte kontinuierlich absprechen, sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam Inhalte weiterentwickeln. Zudem besteht durch die Anwesenheit mehrerer Lehrkräfte die Möglichkeit, unterrichtsimmanent/unmittelbar Individualfeedback mit Schülerinnen und Schülern durchzuführen, da mehr als eine Lehrkraft im Raum verantwortlich ist und somit Freiräume für Rückmeldungen geschaffen werden können.

Des Weiteren ist ein differenzierteres Beobachten des Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler durch die Lehrkräfte möglich, als wenn nur eine Lehrkraft unterrichten würde.

 

c) Umsetzung des Offenen Raumkonzeptes in BÜA

​​​​​​In der Schulform Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung (BÜA) wird der Unterricht im 2. OG über der Verwaltung auch nach dem Offenen Raumkonzept gestaltet.

Seit 2010 hat sich die Abteilung Berufsfachschule bzw. BÜA an Pädagogischen Tagen mit Inhalten, Konzepten und Umsetzungen des Unterrichtens in „offenen Räumen“ beschäftigt. Eine große Mehrheit der beteiligten Kolleginnen und Kollegen hat sich dafür ausgesprochen. Auch wurden andere Schulen kontaktiert, die schon in „offenen Räumen“ unterrichten, um aus deren Erfahrungen zu lernen.

Seit Januar 2012 werden einige Klassen in den neuen Offenen Räumen unterrichtet.

Seit dem Schuljahr 2017/18 nimmt die Abteilung am Schulversuch BÜA (Berufsfachschule zum Übergang) in Kooperation mit der August-Bebel-Schule Offenbach und der Gewerblich-technischen Schulen der Stadt Offenbach am Main teil. Jeweils vier BÜA-Gruppen werden in den Offenen Räumen unterrichtet.

Die Lehrkräfte haben für die verschiedenen Fächer unterschiedliche Konzepte für die Umsetzung des Schulversuches sowie für das Unterrichten in offenen Räumen erarbeitet.

  1. Die Unterrichtsfächer Deutsch, Mathematik und Englisch werden im Kurssystem auf Hauptschulniveau und auf Realschulniveau unterrichtet. In diesem Fächern sind Absprachen hinsichtlich der Inhalte, Reihenfolge der Themen, Dauer der Unterrichtseinheiten, Inhalte der Klassenarbeiten notwendig. Des Weiteren wurde eine Materialsammlung für alle Lehrkräfte erstellt, die auch Teamteaching unter der Berücksichtigung ermöglicht. In diesen Fächern findet ein reger Austausch von Unterrichtsmaterialien statt.
  2. Im beruflichen Lernbereich (12stündig) wurden die früheren Fächer Fachtheorie und Fachpraxis miteinander verzahnt, um die praktische Anwendung theoretischen Wissens zu fördern. Dies beinhaltete die gemeinsame Erstellung von nach Niveaustufen differenzierten Lernsituationen.
  3. Im Fach Religion wurde das dialogische Unterrichtsprojekt Projekt „Verschiedenheit achten – Gemeinschaft stärken“ aus dem Beruflichen Gymnasium in die BÜA übertragen, das in der Unterrichtsform des Teamteachings gestaltet wird. Dieses Projekt wird regelmäßig evaluiert.

Die schulweite und schulübergreifende Kooperation der Lehrkräfte bezieht sich auf den Austausch von Diagnoseergebnissen, Lehrmaterialien, Klassenarbeiten und die Planung von Exkursion zur Ermöglichung außerschulischer Lernerfahrungen.

Zusätzlich wurde ein einheitliches Kompetenzraster und ein Bewertungsschema zur Beurteilung der Leistung nach 5 Kompetenzstufen entwickelt, wodurch eine traditionelle Bewertung in Notenskalen entfällt.

In allen Fächern finden regelmäßig Konferenzen und Pädagogische Tage statt, die den Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Reflexion ermöglichen.

 

Diese Form des Unterrichtens nach dem Offenen Raumkonzept in drei Schulformen entspricht in vollem Maße den Vorgaben für die Kollegialen Feedbackgruppen zur Unterrichtshospitation nach dem PUQE-Modell bzw. geht weit darüber hinaus, denn der Unterricht basiert nicht auf gelegentlichen Unterrichtsbesuchen im Sinne der Kollegialen Feedbackgruppen. Das Unterrichten im ORK erzeugt keine formalen und inhaltlichen Probleme, da diese Unterrichtsform dauerhafter und integraler Bestandteil des Stundenplans der THS ist.

Durch die baulichen Bedingungen ist demnach eine kontinuierliche Kooperation/Reflexion bzw. Evaluation der Unterrichtsgestaltung in Lehrerteams dauerhaft notwendig.

In den vergangenen Jahren haben die dort unterrichtenden Lehrkräfte viel über gemeinsame Unterrichtsplanung, -durchführung und -bewertung gelernt und umgesetzt.

So wurde unter anderem deutlich, dass gemeinsames Unterrichten in einer Klasse die einzelne Lehrkraft erheblich entlastet, da eine Verteilung der Aufgaben erfolgen kann.

Es steht auch mehr Zeit für die individuelle Förderung und Betreuung der Schüler zur Verfügung, was sich insbesondere in sehr heterogenen Lerngruppen als großer Vorteil erweist.

Mit der baulichen Anordnung der Räume beabsichtigt die Schulleitung, die Zusammenarbeit und Kooperation der Lehrkräfte als gemeinsames Lernprojekt kontinuierlich zu unterstützen. Die Schulleitung fördert somit eine enge Kooperation der Lehrkräfte und damit die permanente Weiterentwicklung der Pädagoginnen und Pädagogen.

 

2. Kollegiales Beratungsteam/moderierter Erfahrungsaustausch

Stefan Falcione und Wilhelm Guth gründeten im Jahr 2012 das Kollegiale Beratungsteam an der THS als Teil des Qualitätsmanagements. In diesem Team arbeiteten zunächst sechs, inzwischen sind es zwölf Lehrkräfte. Stefan Falcione ist der Koordinator des Beratungsteams.

Das Kollegiale Beratungsteam an der THS hat im Rahmen der vertrauten Atmosphäre im Kollegialen Beratungsteam Grundzüge der Kollegialen Hospitation aufgenommen. Des Weiteren bietet das Kollegiale Beratungsteam auch außerhalb der Gruppe interessierten Lehrkräften an, sie bei kollegialen Hospitationen personell, formal und inhaltlich zu unterstützen.

Der in dem Team gelebte moderierte Erfahrungsaustauch (ERFA) arbeitet mit verschiedenen Rollen. In der Regel gibt es eine Fallgeberin/einen Fallgeber, eine Moderatorin, einen Moderator, Beobachter/innen, Berater/innen und eine Hüterin bzw. einen Hüter der Zeit. Das Team trifft sich, um alltägliche Schwierigkeiten beim Unterrichten zu besprechen. Die Fallgeberin/der Fallgeber erhält von Kolleginnen und Kollegen Hilfe bei der Bewältigung einer schwierigen Situation im Unterricht.

Dabei besuchen Kollegen sich auch fallbezogen im Unterricht und feedbacken sich nach den Regeln des Kollegialen Feedbacks, die von den Teilnehmenden schriftlich in einer Selbstverpflichtung (siehe Anlage Datei Selbstverpflichtung) unterschrieben werden.

Hierbei gilt das Prinzip: Offenheit nach innen, Vertraulichkeit nach außen.

Der/Die Feedbacknehmer/in bestimmt die Inhalte und Beobachtungskriterien vor der kollegialen Hospitation. Das Dreier-Team kann jederzeit aufgelöst werden, die Diskretionspflicht endet mit der Auflösung nicht.

Den Feedback-Prinzipien im Rahmen von Qualitätsentwicklung wird mit dieser Praxis entsprochen, da das persönliche Lernen der Lehrkraft im Fokus der Fallberatung und der Unterrichtsbesuche steht. Demnach hat der moderierte ERFA zum Ziel, die kontinuierliche und individuelle Weiterbildung der Lehrkraft zu stärken, da Lösungsmöglichkeiten im Mittelpunkt der systematischen Fallberatung und dem Kollegialen Feedback stehen. Des Weiteren eröffnen zusätzliche Informationen und Einschätzungen von den anderen Teammitgliedern ein breiteres Spektrum an Verständnis und Entscheidungs-und Handlungsmöglichkeiten.

Das Kollegiale Beratungsteam trifft sich regelmäßig ca. 7- 10 Mal pro Jahr.

Neben der Fallberatung organisiert das Team inzwischen auch den jährlich stattfindenden „Pädagogischen Tag“, an dem viele Workshops angeboten werden, in die sich die Lehrkräfte einwählen können. Auch das wird von der Schulleitung als ein wichtiger Beitrag zur Qualitätsentwicklung von Lehrkräften wertgeschätzt und unterstützt, da in diesem Rahmen immer wieder viele Angebote zur individuellen Entwicklung und Qualitätsentwicklung der Lehrkräfte offeriert werden. In diesem Schuljahr 2019 wird der Pädagogische Tag unter dem Motto „Digitalisierung und Schule“ stehen.

 

3. Kollegiales Feedback/Schülerbefragungsgruppen

Im Rahmen des Kollegialen Feedbacks betreibt die Fachgruppe Industrie bereits seit 2008 eine regelmäßig am Schuljahresende durchzuführende Schülerbefragung, die dem Gefäß der Schülerbefragungsgruppen nach dem PUQE-Modell entspricht.

Grundlage der Befragung sind

(1) ein jährlich von der Fachgruppe evaluierter allgemeiner Fragebogen zur Qualitätssicherung des Unterrichts sowie

(2) Feedbackbögen, die an die einzelnen Lehrkräfte des Teams gerichtet sind.

 

Warum benötigen wir einen Fragebogen zur Qualitätssicherung des Unterrichts (1)?

Die Fachgruppe Industrie hat sich zum Ziel gesetzt, den Unterricht so zu gestalten, dass die Abschlussprüfung vor der IHK bestanden wird und eine Grundlage für ein festes Arbeitsverhältnis nach der Ausbildung gelegt wird. Dieses Ziel ist nur durch guten Unterricht möglich, der ein Miteinander von Lernenden und Lehrenden voraussetzt. Positive sowie negative Rückmeldungen seitens der Auszubildenden unterstützen dabei die langfristige Optimierung der Lernbedingungen, für die die Lehrkräfte verantwortlich sind.

Der erste Teil des Fragebogens zur Qualitätssicherung – bestehend aus 20 allgemeinen Fragen – kann mit Hilfe einer endpunktbenannten Skala durch Ankreuzen beantwortet werden. Hier wird nicht nur erfragt, wie zufrieden die Lernenden mit der Qualität des Unterrichts und den Bedingungen an der Schule sind (von „stimme zu 100 % zu“ bis „ist nicht zufriedenstellend“), sondern auch, wie bedeutsam der jeweilige Aspekt grundsätzlich für sie ist (von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“).

Eine Auswertung, die anschließend durch den Klassenlehrer erfolgt, führt dazu, dass eine Fokussierung auf die für die Lernenden besonders wichtigen Aspekte erfolgen kann.

Teil zwei des Fragebogens zur Qualitätssicherung besteht aus offen gestellten Fragen, um den Lernenden Gelegenheit zu geben, konkret zu formulieren, was sich möglichst nicht verändern sollte und was in jedem Fall einer Änderung bedarf. Auch Kritik am bestehenden Fragebogen ist ausdrücklich erwünscht.

Sämtliche Befragungsergebnisse werden nach Auswertung durch den Klassenlehrer zum einen der Lerngruppe vorgestellt, zum anderen innerhalb des Lehrerteams im Rahmen einer Fachgruppensitzung diskutiert. Sofern konkreter Handlungsbedarf besteht, werden gemeinsame Vereinbarungen zur Umsetzung sinnvoller Maßnahmen (unter Berücksichtigung des zeitlichen Horizonts) getroffen.

 

Warum benötigen wir zusätzliche Feedbackbögen (2) für die einzelnen Lehrkräfte des Teams?

Die Feedbackbögen für jede einzelne Lehrkraft bieten den Lernenden die Möglichkeit, die zuvor nur tendenziellen Äußerungen auf die jeweilige Lehrkraft bezogen zu differenzieren. Es ist Positives, Verbesserungswürdiges und Sonstiges zur jeweiligen Lehrkraft aufzuzeigen. Diese Ergebnisse werden von den Auszubildenden jeweils in einem Umschlag für jede Lehrkraft gesammelt und verschlossen übergeben. Damit wird Anonymität gewahrt und jede Lehrkraft entscheidet selbst, welche Konsequenz sie aus dem Feedback der Lernenden zieht.