Studienreise im Jahr 2022: Arbeitsschwerpunkt Geschlechtergerechtigkeit
Von Offenbach in die Karibik – DFJW ermöglicht internationales SchülerInnen-Programm zum Thema Geschlechtergerechtigkeit
Künstlerische Ausdrucksformen der Geschlechterverhältnisse in der postkolonialen guadeloupanischen Gesellschaft, heiße Diskussionen um Rechte von Frauen und Männern im deutschen Arbeitsmarkt, aber auch Abkühlung im karibischen Meer und unter Wasserfällen im Dschungel – die Studienreise einer Schülergruppe im November nach Guadeloupe war so facettenreich wie anregend und lehrreich. Zehn SchülerInnen des Beruflichen Gymnasiums der Theodor-Heuss-Schule und zwei Fremdsprachenlehrerinnen konnten dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) diese Reise verwirklichen. Den Rahmen bildet eine Partnerschaft der Offenbacher mit einer Schule auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe sowie mit der deutschen wie der französischen Schule in Mexico City. „Geschlechtergerechtigkeit“ lautet das gemeinsame Arbeitsthema der vier Schülergruppen, wobei eine jede Gruppe ihr eigenes Unterthema verfolgt.
Persönlicher und digitaler Erfahrungsaustausch
Die Reise der Offenbacher bildete den Auftakt eines intensiven Austauschprogramms. Über das Schuljahr hinweg wird an jeder Schule weitergearbeitet – sei es in Projektwochen, sei es an einzelnen Aktionstagen. Die Unterthemen lauten „Femizide“, „Gendergerechtigkeit in einer postkolonialen kreolischen Gesellschaft“, „LGBTQ+“ und „Gendergerechtigkeit in einer Einwanderungsgesellschaft (Offenbach)“. Dazwischen jedoch stellen die Teams auch in digitalen Konferenzen gegenseitig ihre Arbeitsergebnisse vor oder lassen einander live an bestimmten Aktivitäten wie Museumsbesuchen teilhaben. Dabei soll ein reger Austausch von Erfahrungen und Meinungen das Verständnis für die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe fördern.
Lebendige Auseinandersetzung mit Frauenrechten
Die Offenbacher Gruppe hatte in ihrer Unterkunft inmitten von tropischem Grün die Möglichkeit, ungestört Filme zu schauen, Podcasts zu hören, stundenlang vehement zu diskutieren und die Wände mit Moderationskarten mit Argumenten und Denkanstößen zu tapezieren. Bei den Treffen mit den guadeloupanischen SchülerInnen erfuhren sie vor allem viel über Gewalt an einheimischen Frauen durch ihre (Ehe-)Partner und darüber, welche Maßnahmen diese beschützen sollen. Durch Kurzfilme, Lesungen, Sketches, Gesang und Malerei (in letztere waren auch die Offenbacher aktiv involviert), erhielten alle Teilnehmenden auch einen kreativen Zugang zu dem Thema.
Hautnaher Kontakt zur Geschichte der Sklaverei
Bei einem gemeinsamen Ausflug der jungen Leute stand der vollständige historische Prozess der Versklavung von importierten Afrikanern in früheren Jahrhunderten im Vordergrund. Sie lernten die Originalschauplätze der Ankunft der Sklaven nach ihrer brutalen Verschiffung kennen, die der Verhandlungen mit den Sklavenhändlern, der Registrierung als Eigentum der französischen Plantagenbesitzer, der menschenunwürdigen Inhaftierung, wenn sich kein Käufer fand oder Sklaven geflohen waren.
Nach weiteren Arbeiten zu den jeweiligen Teilaspekten des Themas in den kommenden Monaten wird die Theodor-Heuss-Schule die SchülerInnen der Partnerschulen aus Guadeloupe sowie aus Mexico City im Mai in Offenbach empfangen.