Digitale Medien im Fachunterricht Wirtschaft – können Smartphone und Tablet SchülerInnen in ihren Lernprozessen unterstützen?

Die kurze Antwort: Es kommt darauf an.

Die etwas längere: Ja, wenn Tablets für bestimmte Aufgaben eingesetzt werden.
Aber was umfasst diese „bestimmten Aufgaben“? Dies war die Frage, der sich zwei 12te Klassen des LK Wirtschaft im seit über einem Schuljahr zusammen mit Frau Dr. Siegfried und Herrn Dr. Hermkes von den beiden Lehrstühlen der Wirtschaftspädagogik der Universität Frankfurt widmen.

Alle reden über Digitalisierung, aber die Nutzung digitaler Medien im Unterricht ist lange noch nicht zur Normalität geworden, und noch recht oberflächlich sind die Befunde zur Wirkung digitaler Medien auf die Motivation oder den Lernerfolg von SchülerInnen. Wenn man aktuell digitale Medien im Schulalltag einsetzen möchte, muss man sich eher auf sein Bauchgefühl, seine Erfahrung als Lehrkraft verlassen.

Möchte man sich damit nicht begnügen, braucht man Partner, die in der Lage sind, wissenschaftlich fundiert Unterricht zu begleiten und das Gesehene zu bewerten.

Über einen Zeitraum von je 8 Unterrichtsstunden in einer ersten Studie und 4 Unterrichtsstunden in einer Folgestudie wurden dazu Unterrichteinheiten in Wirtschaftskunde durchgeführt.

Während in der ersten Studie der Fokus auf den Vergleich zwischen der Tabletnutzung und der Nutzung herkömmlicher Unterrichtsmaterialien, also Arbeitsblätter, den Taschenrechner und das Lehrbuch, lag, wurde bei der zweiten Studie der Einsatz von Tablets hinsichtlich ihres Unterstützungspotentials im problemorientierten Unterricht untersucht. Dabei ging es bei beiden Studien aber nicht darum zu untersuchen, ob durch digitale Medien Lehrbücher, Arbeitsblätter oder gar die Lehrkraft ersetzt werden können. Vielmehr sollte herausgefunden werden, inwiefern und unter welchen Umständen die Tabletnutzung SchülerInnen im Unterricht motiviert und ob sich durch digitale Hilfsmittel die kognitive Belastung verringert oder möglicherweise erhöht.

Zunächst einmal bieten Tablets das Potential, die SchülerInnen im Lernprozess unterstützen zu können, wann immer sie eine Unterstützung benötigen oder sie in Anspruch nehmen wollen. Sie eröffnen zum anderen die Möglichkeit, Personen auch über räumliche Distanzen (Gruppenarbeit in unterschiedlichen Räumen) hinweg in gemeinsame Lernprozesse einzubinden und an Lerngelegenheiten partizipieren zu lassen.

Der Einsatz von Tablets kann deshalb vor allem dann hilfreich sein, wenn Lernenden angehalten sind, eine Entscheidung für ein wirtschaftliches Problem zu treffen. Denn anders als in der Schule gibt es im richtigen Leben so gut wie nie „die richtige“ Antwort. Es muss die Situation eingeschätzt, Informationen im Netz gesammelt und systematisch zusammengetragen werden. Dann muss man mehrere Lösungen aus unterschiedlichen Perspektiven durchdenken, um sich schließlich für eine geeignete Lösung entscheiden zu können.

So können im Wirtschaftsunterricht Unternehmenssicht und Verbraucherperspektive miteinander in Bezug gesetzt werden, um ökonomische Zusammenhänge zu verstehen: Aus Unternehmenssicht kann geklärt werden, wie sich Preisveränderungen auf Umsatz und Gewinn auswirken. Aus Verbrauchersicht kann die Frage gestellt werden, wie sich die Preisveränderung auf das eigene Kaufverhalten auswirken – und letztlich auch wieder die Entwicklung des Unternehmens beeinflussen.

Wenn man hierzu die Lernenden selbst befragt, was sie bei dem Einsatz von digitalen Medien als besonders nützlich oder herausfordernd empfinden, wird deutlich, dass vor allem das eigenständige und selbstgesteuerte Lernen positiv hervorgehoben wird: „Das selbständige Lernen fällt mir manchmal leichter als dem Lehrer zuzuhören.“, gab ein Schüler als Rückmeldung. Auch die Möglichkeit „unklare Dinge direkt zu klären, ohne jedes Mal den Lehrer zu beanspruchen“ wurde als positiv angeführt.

Auf der anderen Seite verweisen SchülerInnen aber auch auf Aspekte, die zu höherer Anstrengung geführt haben, wie z.B. die Bedienung des Tablets und Software oder die Schwierigkeit, im Netz die richtigen Informationen zu finden.

Und aus Sicht des Lehrers heißt das jetzt was?

Aus meiner Sicht ist klar, dass Smartphone oder Tablet unbedingt in den Unterricht gehören!

Zum einen holen sie das Wissen, was man braucht, in den Unterricht. Und was jede Schülerin, jeder Schüler braucht, kann nur die Schülerin, bzw. der Schüler selbst unterscheiden. Ich bin dann als Lehrer gut, wenn ich etwas besser/etwas anderes kann, als das Internet. Und was das ist, das findet man als Lehrer ziemlich schnell raus!

Digitale Medien entlasten speziell in Wirtschaftskunde von der oft langwierigen Rechenarbeit und schaffen Raum, um über die Ergebnisse zu diskutieren; die Auswirkungen einer Entscheidung zu sprechen.

Und natürlich wird das Smartphone auch genutzt, um private Nachrichten zu lesen oder zu chatten. Zu lernen, nicht immer und überall auf das Smartphone zu schauen, wird somit Teil des Unterrichts. Und wenn ein Großteil meiner Schüler lieber chattet, als zu lernen, dann wollen sie entweder kein Abitur oder ….mein Unterricht ist sehr, sehr langweilig. In beiden Fällen bin ich es dann, der sich Gedanken machen muss.