Thema Integration:
Gauck spricht in Offenbach mit Schülern Bundespräsident Gauck in Offenbach
„Einwanderung ist beides: Bereicherung und Belastung“
Bundespräsident Gauck ist am Vormittag begeistert in Offenbach empfangen worden. Mit Schülern diskutierte er über das Thema Integration. „Alte und neue Deutsche“ müssten mehr miteinander reden, forderte er.
Die „höchste Anerkennung, die Offenbach für jahrzehntelange Integrationsbemühungen erhalten hat“, nannte Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD) den Besuch von Joachim Gauck am Dienstag. Rund 400 Schüler empfingen den Bundespräsidenten am Vormittag
jubelnd vor der Theodor-Heuss-Schule. Gauck sprach mit einigen von ihnen über das Thema „Zusammenleben in Deutschland“.
Offenbach sei „gezielt wegen der hier gemachten Erfahrungen ausgewählt“ worden, sagte Gauck. „Es gibt wohl kaum eine Stadt, in der es passender wäre, über das Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten zu sprechen.“ An den Schulen lernen Jugendliche aus 50 verschiedenen Nationen, insgesamt hat Offenbach den höchsten Ausländer- und Migrantenanteil in Deutschland.
„Bereicherung und Belastung“
Gauck sagte in seiner Rede, die Menschen an der Spitze des Staates wüssten diese Integrationsbemühungen zu honorieren. „Sie haben Verbündete.“ Denn Migration und Integration blieben herausfordernde Themen, schon allein durch die Flüchtlinge, die zuletzt nach Deutschland kamen. „Einwanderung ist immer beides: Bereicherung
und Belastung. Vor allem aber ist sie ein langer Prozess.“ Wichtig sei für die aufnehmende Gesellschaft, nicht zu dulden, „dass sich Leitbilder halten, die unseren Grundsätzen zuwider laufen“.
Voraussetzung für die Einwanderer sei, Teil der Gesellschaft werden zu wollen: „Es hängt vom Willen jedes Einwanderers ab.“ Der Staat könne nur die Bedingungen für Integration schaffen. Bisher finde das Leben zu vieler Einwanderer noch abseits des Lebens der
Mehrheitsgesellschaft statt.
Insgesamt, so Gauck, sollten „alte und neue Deutsche mehr miteinander reden“. Denn die „entscheidende Trennlinie“ verlaufe in Deutschland nicht zwischen alten und neuen Deutschen, „die entscheidende Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nicht-
Demokraten, zwischen jenen, die eine offene, demokratische Gesellschaft verteidigen wollen und werden, und jenen, die die Meinungsfreiheit nur ausnutzen, um Zwietracht, Hass und Gewalt zu säen“. Nicht die Herkunft zähle, sondern die Haltung.
Schon vor dem Gauck-Besuch hatte Oberbürgermeister Schneider im Gespräch mit hessenschau.de erklärt, Offenbach habe in Sachen Integration große Fortschritte gemacht, etwa wenn es darum gehe, Kindern von Migranten die deutsche Sprache zu vermitteln. Allerdings sei es wichtig, dass die Menschen nach der gelungenen Integration in Offenbach bleiben und nicht direkt wieder weiterziehen.
Veröffentlicht am 29.11.16 Quelle: dpa/lhe, hessenschau.de