„Bücher sind keine Denkmäler der Vergangenheit, sondern Waffen der Gegenwart“
Heinrich Laube (1806-1884)
„Bücher sind keine Denkmäler der Vergangenheit, sondern Waffen der Gegenwart“
Heinrich Laube (1806-1884)
Lesen hat in unserer Kultur eine enorme Bedeutung. Wir brauchen sie in vielen Alltagssituationen und in den meisten Berufen. Lesen erschließt uns ganze Lebens- und Kulturbereiche und ist ein zentrales Instrument für den Erwerb von Bildung. Bei der Entwicklung der Lesekompetenzen spielt die Schule neben dem Elternhaus eine große Rolle.
Die THS hat das wichtige Ziel der systematischen und umfassenden Leseförderung erkannt und aufgenommen.
Seit 2004 finden deshalb regelmäßig Autorenlesungen, initiiert durch die Abteilung 4, in der THS statt. Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich durch Text- und Buchlesen vor, entwickeln Fotostories und Charakterisierungen zu den Romanen, präsentieren diese während den Lesungen und diskutieren mit dem Autor über die vorgestellten Texte, den Lebenslauf des Autors sowie über die Entstehung von literarischen Texten. Die Schülerinnen und Schüler freuen sich über diese Form des Literaturunterrichtes und sagen, dass sie dadurch viel Neues zum Thema zeitgenössische Literatur lernen können. Die bisherigen Autoren waren beeindruckt vom Engagement und der Vorbereitung der Lesungen durch Schülerrinnen, Schüler und Lehrkräfte. Seit 2009 ist auch eine Buchhandlung vertreten. Alle Autoren erklärten sich auch bereit, ihre Bücher zu signieren.
Die Finanzierung der Autorenlesungen wird vom Literaturforum, der Stadtbibliothek Offenbach und dem Förderverein der THS übernommen.
Folgende Lesungen haben bisher stattgefunden:
2004
Nadja Einzmann und Safiye Can (Preisträgerinnnen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen)
2005
Jan Koneffke (10. Schriftsteller im Offenbacher Bücherturm)
2006
Nadja Einzmann und Safiye Can (Preisträgerinnnen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen)
2007
Heinrich Heine (Lesung durchgeführt von Mitgliedern des Heinrich-Heine-Clubs Offenbach)
2008
Ralf Schwob (im Rahmen der Hessischen Kulturtage)
2009
Jan Seghers (11. Schriftsteller im Bücherturm Offenbach)
2012
Lesekarawane Offenbach (Teilnahme am Welttag des Buches am 23.04.2012 und Klassenprojekte)
2012
Bernd Köstering (Literaturkriminal-Autor)
2014
Lothar Schöne: historischer Roman „Die unsichtbare Bruderschaft“
2016
Anna Kuschnarowa: Djihad Paradise
„Wie verbindet man ausgerechnet den Djihad mit dem Paradies?“ – „Gibt es zwischen Ihrem Buch und ‚Romeo und Julia’ von Shakespeare eine Beziehung?“ – „Machen Sie sich nach der Veröffentlichung dieses Buchs keine Sorgen um Ihre Sicherheit?“ – „Wie viel verdienen Sie mit dem Schreiben von Büchern?“
Die Schüler unserer Schule stellten der Jugendbuchautorin Anna Kuschnarowa viele Fragen. Kuschnarowa war am 15. Dezember einer Einladung von der Abteilungsleiterin Gudrun Bayer zu einer Lesung zu ihrem Buch „Djihad Paradise“ gefolgt.
Multimediale und packende Lesung
Die Autorin des Bestsellers hielt eine ungewöhnliche Lesung mit einem abwechslungsreichen Programm: Viele Informationen lieferte sie mittels einer Präsentation, sie erzählte von eigenen Erfahrungen zwischen der islamischen und der christlichen Lebenswelt, las ausgewählte Textpassagen und führte auch ein Video aus dem Umfeld des IS vor, mithilfe dessen die Rekrutierungsmethoden des IS thematisiert wurden. So gelang es ihr, rund hundert Jugendliche verschiedener Schulformen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren vollkommen in ihren Bann zu ziehen. Gemeinsam diskutierten sie, warum junge Menschen sich bis zu Tötungsabsichten radikalisieren.
Die Entdeckung des Lesens
„Es ist unglaublich, wie meine Schüler, die zum Teil überhaupt keine Bücher lesen, sich von „Djihad Paradise“ so sehr haben fesseln lassen. So viel Literatur haben die meisten Schülerinnen und Schüler noch nie verschlungen“, sagte die Deutschlehrerin Dörte Löffert begeistert. Ihre Schüler, die sich auf den mittleren Abschluss vorbereiten, überreichten Anna Kuschnarowa eine Briefsammlung mit eigenen Kommentaren.
Romea und Julian zwischen Liebesgeschichte und Djihad
Im Deutschunterricht hatten die jungen Zuhörer, die meisten unter ihnen Muslime, das Buch mit ihren Lehrern/Lehrerinnen gelesen und das Thema bearbeitet: Es geht um die jungen Deutschen Romea und Julian, die in katastrophalen Familienverhältnissen groß werden, zum Islam konvertieren, unter den Einfluss von radikalislamischen Fanatikern geraten und zu Selbstmordattentätern werden. Neben diesem brisanten Thema war die bittere Liebesgeschichte für die Zuhörer interessant. Zugleich erhielten sie einen Einblick in die islamische Religion, deren Rituale und Strömungen. Und das in einer Sprache, die in ihrer lebendigen Lockerheit den Jugendlichen nahe ist.
Zwischen Radikalisierung und Integration
Ausgehend von vielen Fragen der Schüler entwickelte sich ein langes, intensives Gespräch mit der Autorin. Kontrovers wurde zwar die Vorführung eines djihadistischen Propagandavideos zur Anwerbung junger Menschen gesehen. Kuschnarowa legte jedoch Wert darauf, die Widersprüchlichkeit innerhalb dieser Ideologie zu entlarven. „Diese gelungene Veranstaltung ist einer von mehreren Bausteinen unserer Integrationsbemühungen und unserer Erziehung zu Toleranz, derentwegen wir vor kurzem Bundespräsident Joachim Gauck als Besucher empfangen konnten“, fasste Gudrun Bayer zusammen.