Dialogischer Religions- und Ethikunterricht

„Verschiedenheit achten – Gemeinschaft stärken“

In der 11. Klasse des beruflichen Gymnasiums, wie auch in der BÜA, dort befindet sich das Projekt noch in der Entwicklungsphase, wird eine besondere Form des Religions- und Ethikunterrichts angeboten. Normalerweise werden die Schülerinnen und Schüler nach Konfessionen getrennt, in evangelischer bzw. katholischer Religion oder Ethik unterrichtet. Den Ethikunterricht besuchen in der Regel religionslose und muslimische Schülerinnen und Schüler, sowie Angehörige weiterer Religionen.

Wir wollten dem Eindruck, dass die Frage der Religionszugehörigkeit etwas ist, was „automatisch“ Menschen trennt, entgegentreten und habe ein Konzept entwickelt, in dem die Schülerinnen und Schüler in ihren jeweilige Klassenverbänden bleiben und dort gemeinsam unterrichtet werden. Ganz wichtig hierbei ist, dass die Unterschiede der einzelnen religiösen und weltanschaulichen Positionen nicht aufgegeben werden. Im Gegenteil, die Lernenden werden ermutigt, Position zu beziehen und zu ihrer jeweiligen Tradition und Überzeugung zu stehen. Sie machen dabei die Erfahrung, dass Andersdenkende und Andersgläubige nicht Objekte der Abwehr sein müssen, sondern dass sie durch ihre Andersartigkeit zu einem/r Gesprächspartner/in werden können, der/die den eigenen Horizont erweitert und das Denken und Wissen-Wollen in Bewegung bringt.

Außer dem Ziel, die eigene Position der Lerndenden hinsichtlich Religionen und Weltanschauung reflektiert weiterzuentwickeln, geht es auch immer darum, aus den unterschiedlichen „Weltzugängen“ gemeinsam an Werten zu arbeiten, die zu einer positiven Gestaltung unseres gesellschaftlichen Miteinanders beitragen.

Unverzichtbar dafür ist, dass die Schülerinnen und Schüler von einem Lehrer/innenteam unterrichtet werden, welches die unterschiedlichen Weltanschauungen und Traditionen widerspiegelt. In dem Team arbeiten gegenwärtig katholische und evangelische Religionslehrer/innen, Ethiklehrer/innen mit dem Schwerpunkt Philosophie und solche mit dem Schwerpunkt Islam zusammen und unterrichten auch gemeinsam.

Das Projekt wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und fand auch in unterschiedlichen Medien Erwähnung und Beachtung

Uns ist jedoch am wichtigsten, was unsere Schülerinnen und Schüler dazu sagen. Hier einige Beispiele:

„Der Reliunterricht ist sehr abwechslungsreich und macht Spaß. Wir besprechen alles bis ins Detail und machen uns alle jedes Mal viele Gedanken darüber. Durch die Gruppenarbeit und die Zusammenarbeit mit der anderen Klasse haben wir alle die Möglichkeit, viel mehr von den Anderen zu lernen und gelangen durch andere Quellen auf verschiedene Ansichten der Mitschüler. Wir lernen viel, wie man mit anderen Schülern umgeht und zeigen oftmals Verständnis. Auch der Respekt hat bei uns niemals gefehlt. Durch den Reliunterricht bin ich auf viele Sachen getroffen, die meine Mitschüler betreffen, wie z.B. auf die krassesten Erlebnisse, die sie verändert haben und wie sie sich bis heute entwickelt und selbst gefunden haben und wie sich das Leben von der jeweiligen Person durch viele Geschehnisse und Erfahrungen verändert hat. Im Allgemeinen ist es der einzige Unterricht, wo ich mit viel Freude und Aufregung plus Motivation reingehe, da wir sehr viele persönliche Informationen für´s Leben mitnehmen und viel mehr über das echte bzw. eigentliche Leben reden.“

„Im Vergleich zu meinen früheren Schulen lehrt der Ethikunterricht hier den Dialog zwischen den Religionen und den Schülern selbst. Man wird nicht nach dem Wissen bewertet und der Unterricht beschränkt sich nicht nur darauf, sondern man ist dabei, die Inhalte zu verstehen und mehr voneinander zu lernen. Man klärt Vorurteile, indem man ihnen nicht aus dem Weg geht, sondern gegen sie ankämpft, um das Gegenteil zu beweisen. Es entsteht ein gegenseitiger Respekt, eine Zuhör-Atmosphäre und das Gefühl zueinander zu gehören. Man erwartet den Respekt, man bekommt ihn und man respektiert zurück.“

„So, wie unser Reliunterricht in diesem Jahr war, habe ich es bisher noch nie woanders erlebt. Wenn ich den Raum betrete, spüre ich Geborgenheit und fühle mich willkommen. In diesem Unterricht habe ich das Gefühl, meine Gefühle und Meinung offen äußern zu dürfen. In diesem Jahr haben Sie der Klasse beigebracht, sich vertrauen zu können und Gefühle zu zeigen erwünscht ist. Seit ihrem Unterricht ist die Klasse enger zusammengewachsen und erzählt sich alles. Das geschah vor allem, als wir jeweils unsere drei Geschichten erzählten, die uns als Mensch ausmachen. (Die Schülerin erzählt hier in einer Form des biographischen Lernens, Hinweis von Carolin Simon-Winter) So durfte ich den Reliunterricht noch nie zuvor erleben.“

Alle Zitate von Schülerinnen und Schülern aus dem BG 11 im Rahmen der Evaluation 2018

Für weitere Informationen besuchen Sie unsere Website www.achtenundstärken.de

Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 25.05.2018

Erfolgreiches dialogisches Religionsprojekt der THS